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Forschung

Studien zur Baby­zeichen­sprache

Alle Eltern bringen Ihren Kindern bei, dass man zum Verabschieden "winke-winke" macht, fürs „leise“ sein den Finger auf den Mund legt oder für „bravo“ begeistert in die Hände klatscht - auch das sind Babyzeichen! Unsere Kinder benutzen natürliche Gesten sehr häufig. Bis die Kleinen "Tschüss", "Auf Wiedersehen", "Bis bald", "Adios" usw. sagen können, dauert es aber noch eine ganze Weile. Leider konzentrieren sich die meisten Eltern nur auf gesprochene Worte und warten lange, bis ihr Baby verständlich spricht.

Kürze das Warten ab! Indem du Babyzeichen bzw. Kindergebärden benutzt, erleichterst du schon früh die Verständigung mit deinem Kind. So wie das Krabbeln dein Kind zum Laufen anspornt, so regen die Handzeichen es zum Sprechen und Kommunizieren an.

Die meisten Untersuchungen und Forschungsprojekte mit Babys und Kindern zum Thema baby signs und dem Zusammenhang von Sprache, Gestik und Denken stammen aus Amerika und Großbritannien. Die folgenden Ausführungen stützen sich u.a. auf Studien von Linda Acredolo und Susan Goodwyn, Marilyn Daniels, Susan Goldin-Meadow, Joseph Garcia, Michelle Anthony und Reyna Lindert, Claire Vallotton sowie Gwyneth Doherty-Sneddon.


  • Susan Goodwyn, Linda Acredolo, and Catherine Brown (2000). Impact of symbolic gesturing on early language development. Journal of Nonverbal Behavior, 24 (2), pp. 81-103. https://mybabycantalk.com/information/baby-signing-research/
  • Acredolo, L. P., & Goodwyn, S.W. (July 2000). The long-term impact of symbolic gesturing during infancy on IQ at age 8. Paper presented at the meetings of the International Society for Infant Studies, Brighton, UK.
  • Brie Moore, Linda Acredolo, & Susan Goodwyn (April 2001). Symbolic gesturing and joint attention: Partners in facilitating verbal development. Paper presented at the Biennial Meetings of the Society for Research in Child Development.
  • Susan Goldin-Meadow, University of Chicago (2009): Differences in Early Gesture Explain SES Disparities in Child Vocabulary Size at School Entry. uchicago.edu
  • Gwyneth Doherty-Sneddon (2008), University of Stirling: The great baby signing debate. Psychologist Vol 21 (No 4/2008), S. 300-303. thepsychologist.org.uk
  • Untersuchungsergebnis von Dr. Marilyn Daniels, Professorin für Sprach-Kommunikation an der Pennsylvania State University taubenschlag.de
  • Mechthild Kiegelmann(2009): Baby Signing. Eine Einschätzung aus entwicklungspsychologischer Perspektive. In: Das Zeichen 23: 82 (2009), S. 262-272
  • Mechthild Kiegelmann, Greta Müller: Baby Signing: Wortschatz und Elternmotivation
  • Entwicklungspsychologie - So viel Intelligenz steckt in den Händen - 06.01.2010. WELT ONLINE Wissen
  • Claire Vallotton (2011 bis heute), Michigan State University: viele unterschiedliche und umfangreiche Studien zu den Vorteilen des Gebärdens für diverse Altersgruppen, für die emotionale Entwicklung, die Eltern-Kind- und die Betreuer-Kind-Beziehung u.v.m. gesammelt hier: https://michiganstate.academia.edu/ClaireVallotton

Zum Spracherwerb und zur frühen Sprach­entwicklung

Eine Verständigung zwischen Eltern und Kind beginnt schon lange vor dem eigentlichen Sprechen. Kinder sprechen zuerst mit ihrem ganzen Körper. Sie lernen die Sprache vor allem handelnd und mit allen Sinnen. Sprachentwicklung bedeutet Nachahmung. Dabei sind Sprache und Gestik untrennbar miteinander verbunden.

Aufbauend auf der natürlichen Gestik der Kinder fördert der Einsatz von konkreten Gesten und Gebärden in diesem Zusammenhang die Ausdrucksfähigkeit des Kindes. Wenn ein Kind ermuntert wird, Babyzeichen als Repräsentationen für Gegenstände oder Ereignisse zu verwenden, dann hilft ihm dies beim Lernen und Strukturieren seiner Welt. Der Gebrauch von Gesten (typisch: Zeigegesten, Gegenstände entgegen­strecken) signalisiert den Beginn der intensionalen Kommunikation - das Kind möchte Wünsche und Interessen mitteilen. Mit Hilfe von Babyzeichen ist es leichter, Dinge zu benennen, deren Worte noch zu schwer auszusprechen sind. Positive präverbale Erfahrungen (Verstehen, Verstanden werden, etwas bewirken) wirken sich förderlich auf die Sprachentwicklung aus.

Babys wissen schon sehr früh, was sie sagen wollen. Lange bevor sie überhaupt sprechen können, haben sie bereits die intellektuellen Fähigkeiten zum Verstehen und zum Mitteilen.

Mit unserer Zwergensprache und ihren präverbalen Gebärden haben die Kleinen nun endlich auch ein Mittel, um sich schon in diesem Stadium ausdrücken zu können.

Bereits ab einem Alter von 6-9 Monaten sind die Babys in der Lage, einfache Wörter wie „mehr“, „fertig“ oder „Milch“ zu verstehen und durch Handzeichen zu kommunizieren.

Die Zwergensprache hilft deinem Kind, schon zeitig das Konzept „Sprache“ zu verstehen. Es lernt den Zusammenhang, dass Zeichen für einzelne Dinge stehen und man durch den Gebrauch dieser Zeichen das bekommen kann, was man möchte. Es lernt außerdem, sich anderen gegenüber mit Zeichen auszudrücken und seine Gedanken mitzuteilen.

Ein wesentlicher Schritt in der Entwicklung deines Babys ist es, den Dingen Namen und eine Bedeutung zuordnen zu können. Wenn Kinder ein neues Wort in Verbindung mit einer Handgeste lernen, dann fällt es ihnen leichter, sich die Bedeutung des Wortes zu merken bzw. sich daran zu erinnern.

Die Forschung zeigt daher auch, dass Babys, die Zeichensprache lernen, häufig früher sprechen können als die Kinder, mit denen ausschließlich gesprochene Sprache verwendet wird.

In den ersten Lebensjahren lernen die Babys, Objekte anhand Ihrer wesentlichen Merkmale zu unterscheiden. Sie begreifen, dass eine Banane und ein Apfel etwas Unterschiedliches sind und trotzdem beide etwas gemeinsam haben. Sie erweitern ihre Vorstellung von den Begriffen „Banane“ und „Apfel“ und „Essen“. Durch Handzeichen können die Babys diese Begriffe eingehend untersuchen und mit vielen Sinnen erfahren. Sie können mit ihren Eltern darüber plaudern und so noch mehr Informationen aufsaugen.

Mit Hilfe der Kindergebärden sind die Kleinen in der Lage, Unterhaltungen zu beginnen über Dinge, die sie gerade interessieren (z. B. Nachbars Katze). Und wir als Eltern gehen sofort darauf ein und wiederholen auch geduldig die wichtigsten Wörter (z. B. Katze, „Miau“ und Garten). Je mehr ein Kind in Sprache gebadet wird, desto mehr wird es zum Sprechen lernen animiert.

Zwergensprache fördert in diesem Zusammenhang durch bewusste Anregung das miteinander Austauschen und öffnet die Tür zur gemeinsamen Kommunikation. Wenn die Kleinen begreifen: Ich kann etwas, ich werde gesehen und die anderen verstehen mich, dann werden sie beflügelt, Wege zu finden, um ihr Ausdrucksvermögen weiterzuentwickeln.

Forschungen in Amerika haben gezeigt, dass durch Babyzeichensprache das Sprechen lernen stark erleichtert wird. Babys, die Babyzeichen benutzen, schnitten wesentlich besser ab in Bezug auf die rezeptive Sprachentwicklung (wie viel sie verstehen) als auch hinsichtlich der expressiven Sprachentwicklung (wie viel sie ausdrücken können). Außerdem wurde bei diesen Babys auch ein anspruchsvolleres Spielen beobachtet.

Die Kleinen lernten nicht nur, viel früher Wörter zu verstehen und eher zu sprechen, sondern hatten auch einen bemerkenswerten Vorsprung, wenn es darum ging, Wörter miteinander zu kombinieren.

Die Zwergensprache fördert das Selbstvertrauen und die Selbstwahrnehmung deines Babys, denn sie versetzt die Kleinen schon früh in die Lage, auf ihre Umgebung Einfluss zu nehmen. Sie stärkt das Band zwischen Eltern und Kindern und ist damit ein idealer Start ins Leben.

Zur geistigen Ent­wick­lung und zu lang­fristigen Vorteilen

Zwergensprache fördert die Gehirn­entwicklung deines Babys optimal, da sie sowohl die rechte Hirnhälfte – durch den visuellen Reiz der Zeichen - als auch die linke Hirnhälfte – durch die eigentliche Sprache – gleichzeitig stimuliert.

Babyzeichensprache bezieht durch die Verbindung der gesprochenen Wörter mit den Handzeichen - im Vergleich zu ausschließlich gesprochener Sprache - auch die Augen des Kindes ein. Durch die Kombination von akustischen und visuellen Reizen können mehr Verbindungen im Gehirn entstehen. Diese zusätzlichen Synapsen in beiden Gehirnhälften erhöhen die allgemeine Lernfähigkeit deines Kindes auch auf anderen Gebieten.

Babyzeichen werden durch Bewegungen der Hände und der Arme dargestellt. Durch das Formen der Zeichen profitieren auch die motorischen Fertigkeiten der Babys z. B. dadurch, dass die Hände vor dem Körper zusammenführt werden müssen. Dadurch wird zusätzlich auch die visuelle Fähigkeit und Hand-Auge-Koordination gefördert, auf die Mitte zu zielen. Die Bewegungen von Mamas Händen erhöhen die Aufmerksamkeit der Kinder, und ihre eigenen Bewegungen beziehen sie zu einem höheren Grad in den Vorgang der Kommunikation und des Lernens ein.

Der größte Vorteil aber ist, dass die Kleinen nicht mehr quengeln oder gar schreien müssen, um gesehen, gehört und verstanden zu werden. Sie können stattdessen spielerische Handzeichen benutzen. Kleinkinder, die sich mit Zwergensprache ausdrücken können, verringern sowohl ihren eigenen Frust als auch den ihrer Eltern. Wutanfälle und Gefühlsausbrüche sind bei diesen Kindern weit weniger häufig zu beobachten.

Gehirnentwicklung verbessern
Lernen mit vielen Sinnen
allgemeine Lernfähigkeit erhöhen
motorische Fertigkeiten
Hand-Auge-Koordination
Frust verringern
kleine Unterhaltungen
gemeinsam Spaß genießen
erzählen + austauschen
Aufmerksamkeit positiv lenken
Selbstwirksamkeit erleben
Selbstvertrauen stärken
Körperwahrnehmung fördern
Bedürfnisse wahrnehmen
Mehrsprachigkeit unterstützen
Individuelle Interessen erkennen
Mitsprache ermöglichen
Resilienz stärken

Gerade in dem schwierigen Alters­abschnitt von 17-22 Monaten, wenn die Kinder schon laufen können und zu plappern beginnen, reichen ihre Fähigkeiten meist noch nicht aus, um all das zu sagen und zu erreichen, was sie eigentlich möchten. Gerade in dieser Zeit ist Babyzeichensprache von Vorteil, wenn es darum geht, seinem Umfeld den eigenen Standpunkt klarzumachen.

Durch die Möglichkeit, dass Kinder sich gut mitteilen können, sind Eltern und BetreuerInnen in der Lage, besser auf die Kinder einzugehen und sie zu bestärken. Dadurch motivieren sie die Kleinen noch mehr zum Kommunizieren und Sprechen. Du und Dein Baby können kleine Unterhaltungen führen – ein wirklich erfüllendes Erlebnis!

Kinder, die baby sign language lernten, schnitten nach amerikanischen Studien sogar bei Intelligenztests besser ab und erzielten auch noch im Schulalter einen Vorsprung in der Sprachentwicklung. Ihr Wortschatz war weitaus größer als der anderer Mitschüler. Auch ihr verstärktes Interesse an Büchern und ihre Lese- und Schreibfertigkeiten lagen deutlich über dem Durchschnitt.

Aber darum soll es gar nicht vordergründig gehen. Das sind positive Nebeneffekte, weil Gebärden so viele positive Auswirkungen aufs Lernen und die kindliche Entwicklung insgesamt haben. Am wichtigsten ist unserer Meinung nach, dass du die ersten Jahre mit deinem Baby genießen kannst und ihr gemeinsam viel Spaß beim Entdecken der Welt habt.

Zwergensprache öffnet dir ein Fenster in die Gedankenwelt deines Kindes. Sie animiert beide Seiten zum Erzählen und Austauschen und bereichert auf einfache und unkomplizierte Weise die Eltern-Kind-Beziehung.

Top Ten der Babyzeichen

Auto

Baum

Bett

Blume

Ente

Essen

Hund

Katze

Lampe

Vogel

Ein Königreich für seine Gedanken – wer ein Baby betreut, steht zuweilen vor so manchem Rätsel. Wofür sich die Kleinen wirklich interessieren, haben Zwergensprache-Gründerin Vivian König und die Ethologin Judith Böhnke mit Hilfe einer Ende 2009 ausgewerteten Studie herausgefunden.

Sie basiert auf 162 Fragebögen, die sich so spannend lesen wie ein Krimi. Die meisten der Befragten begannen mit Babyzeichen, als ihre Kinder sechs Monate alt waren, im Schnitt jedoch mit acht Monate alten Babys.

Das erste Zeichen machten die Kinder mit rund zehn Monaten, wobei etliche Babys schon mit sieben, acht und neun Monaten mit dem ersten Zeichen aufwarteten. Zwischen Jungen und Mädchen gibt es diesbezüglich keine nennenswerten Unterschiede. Jungen zeigten das erste Zeichen im Schnitt mit 10,9 Monaten, Mädchen mit 10,3 Monaten.


Am häufigsten begannen die Befragten mit folgenden Baby­zeichen:

  1. essen
  2. mehr/noch mal
  3. Milch 
  4. trinken Lampe/Licht
  5. Ente
  6. fertig
  7. wo?
  8. schlafen
  9. winke‑winke
  10. Musik
  11. Vogel
  12. bitte
  13. Blume
  14. Hund

Die „Hitliste“ der Babys zeigt dabei doch einige Unterschiede. Während beispielsweise „essen“ den meisten Eltern offenbar ziemlich wichtig war, rangiert es bei den Babys eher unter „ferner liefen“. Obwohl „Baum“ von den Befragten mehr ergänzungshalber gezeigt wurde, fanden die Babys Bäume außerordentlich spannend.

Die „Top Ten der Babyzeichen“ in der Reihenfolge der am häufigsten gezeigten ersten Zeichen sind:

  1. Milch
  2. mehr/noch mal
  3. Lampe / Licht
  4. winke-winke
  5. wo?
  6. Musik
  7. Baum
  8. Vogel
  9. essen
  10. trinken
  11. bitte
  12. Ente
  13. Schnuller
  14. arbeiten

Als „Top Five“ der ersten Wörter haben wir ermittelt:

  1. Mama
  2. Papa
  3. Tierlaute (wauwau, muh, mäh etc.)
  4. nein
  5. da

Das erste Wort sagten sowohl Jungen als auch Mädchen im Schnitt mit rund elf Monaten (Jungen: 11,2 Monate, Mädchen: 10,8 Monate). Da wir wissen wollten, ob Kinder, die mit Tieren aufwachsen, eventuell als erstes ein Zeichen für ihr Haustier machen, hatten wir auch gefragt, ob in ihren Familien Haustiere gehalten werden. Wie sich herausstellte, hatten die Kinder mit Haustier genau dieselben Vorlieben in Bezug auf die Zeichen wie die Kinder ohne Haustier.

Ein interessanter Aspekt ergab sich dennoch: Die 59 Kinder, die mit Tieren aufwachsen, kommunizierten insgesamt früher, d.h. sie zeigten im Schnitt mit neun Monaten das erste Zeichen. Bei den Kindern, die ohne Tier aufwachsen, mussten die Eltern einen Monat länger warten. Auf das verbale Sprechen hatten die Tiere hingegen keinen signifikanten Einfluss. Hier waren allerdings die Kinder ohne Haustier geringfügig früher: Sie sagten ihr erstes Wort im Schnitt mit 10,1 Monaten, die Kinder mit Haustier mit 10,7 Monaten.

Wir danken allen Kursfamilien ganz herzlich für eure wertvolle Teilnahme!